Neue Erkenntnisse der
Rosazea-Forschung
Wie Entzündungen, Mikrobiom und Immunreaktionen zusammenhängen
Was ist Rosazea – und warum wird sie so intensiv erforscht?
Rosazea ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vor allem das Gesicht betrifft. Sie äußert sich durch Rötungen, Pusteln, erweiterte Äderchen und Überempfindlichkeit.
Trotz ihrer Häufigkeit war lange unklar, was die Entzündung genau auslöst. Neue wissenschaftliche Arbeiten geben nun tiefere Einblicke – und eröffnen Chancen für gezieltere Therapien.
1. Entzündungsmechanismen in der Haut: Cathelicidin und Inflammasomen
Studien wie Wang et al. (2022) und Fisher et al. (2023) zeigen, dass das antimikrobielle Peptid Cathelicidin (LL-37) bei Rosazea übermäßig aktiviert wird.
Diese Überreaktion führt zur Bildung entzündungsfördernder Fragmente, die das sogenannte NLRP3-Inflammasom aktivieren – einen zentralen Schalter für Immunreaktionen in der Haut.
Diese Kaskade löst Rötungen, Schwellungen und Brennen aus, wie sie für Rosazea typisch sind.
Forscher prüfen derzeit, ob Cathelicidin- oder Inflammasom-Hemmer künftig als zielgerichtete Rosazea-Therapie eingesetzt werden können.
Wichtig: Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass Rosazea keine rein oberflächliche Hautstörung, sondern eine immunologisch vermittelte Entzündungserkrankung ist.
2. Mikrobiom und Darm-Haut-Achse: Schlüssel zur Balance
Immer mehr Studien belegen den Einfluss des Hautmikrobioms – also der Gesamtheit der auf der Haut lebenden Mikroorganismen – auf entzündliche Hauterkrankungen.
Arbeiten wie Sánchez-Pellicer et al. (2024) und Wei et al. (2024) zeigen, dass eine gestörte Mikrobiom-Balance die Hautbarriere schwächt und Entzündungen begünstigt.
Besonders spannend ist der Zusammenhang zwischen Darmflora und Hautzustand.
Ein Ungleichgewicht im Darm kann über die sogenannte Darm-Haut-Achse das Immunsystem beeinflussen und entzündliche Prozesse an der Hautoberfläche verstärken.
Praxis-Tipp: Eine darmfreundliche Ernährung mit fermentierten Lebensmitteln oder probiotischen Präparaten kann helfen, das Hautmilieu zu stabilisieren – immer begleitend zur ärztlichen Behandlung.
3. Stress, Mastzellen und Lebensstil: Wenn Psyche und Haut reagieren
Neben immunologischen Prozessen spielt auch der Lebensstil eine wichtige Rolle.
Studien wie jene von Fisher et al. (2023) beschreiben, dass Mastzellen, also Immunzellen der Haut, unter Stress verstärkt aktiv werden und Entzündungen fördern.
Das erklärt, warum viele Betroffene berichten, dass psychische Belastung, Schlafmangel oder intensive Sonne Schübe auslösen können.
Gezielte Stressreduktion, Entspannungstechniken und Schlafhygiene können helfen, die Häufigkeit und Intensität der Entzündungen zu reduzieren.
4. Hautpflege und Mikrobiom-Stärkung im Alltag
Während medikamentöse Behandlungen ärztlich erfolgen, können Betroffene durch bewusste Pflegegewohnheiten viel zur Stabilisierung beitragen:
Sonnenschutz: UV-Strahlung ist ein starker Entzündungstreiber.
Milde Reinigung: Aggressive Produkte meiden, stattdessen pH-neutrale, reizfreie Formulierungen wählen.
Feuchtigkeitspflege: Hyaluron und Ceramide unterstützen die Barrierefunktion.
Probiotische Pflege: Neue Ansätze nutzen Mikrobiom-stabilisierende Inhaltsstoffe, um die Hautflora zu stärken.
Diese Maßnahmen können entzündliche Aktivität reduzieren und die Haut langfristig widerstandsfähiger machen.
5. Neue Therapieansätze: Forschung ebnet den Weg
Die Kombination aus Cathelicidin-Forschung, Inflammasom-Regulation und Mikrobiom-Verständnis eröffnet neue Perspektiven.
Ziel ist es, die Entzündung nicht nur zu dämpfen, sondern an ihrer Quelle zu kontrollieren.
Auch in Deutschland wird intensiv geforscht:
Im Rahmen eines ZIM-geförderten Forschungsprojekts (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) wurde in Zusammenarbeit mit Dermatolog*innen und Apothekenlaboren eine neue Gel-Formulierung für Rosazea-Haut entwickelt.
Der dabei entstandene CBD-Hanf-Hyaluron-Komplex kombiniert entzündungshemmende, hautberuhigende und feuchtigkeitsspendende Eigenschaften.
Diese Kombination zeigte in der Praxis, dass Rötungen schneller abklingen und die Hautbarriere sich stabilisiert.

Fazit: Wissenschaft trifft Alltag
Rosazea ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Immunprozessen, Mikrobiom, Entzündung und Lebensstil.
Die aktuelle Forschung bringt Licht in diese Mechanismen – und schafft die Grundlage für neue, gezielte Therapieformen.
Wer seine Haut kennt, Stress reduziert, die Barriere stärkt und auf darmfreundliche Ernährung achtet, kann den Hautzustand oft spürbar verbessern.
Zugleich lohnt sich der Blick auf neue wissenschaftliche Entwicklungen – denn die Zukunft der Rosazea-Therapie könnte so individuell werden wie die Haut selbst.
Quellen
Wang et al. (2022): Cathelicidin and Inflammasomes in Dermatologic Inflammation
Fisher et al. (2023): Cathelicidin Fragments and NLRP3 Inflammasome in Rosacea
Sánchez-Pellicer et al. (2024): Gut–Skin Axis and Probiotics in Rosacea Treatment
Wei et al. (2024): Microbiome Balance and Skin Inflammation
Leite et al. (2023): LL-37 and Inflammasomes in Skin Disease
Chauhan & Kumar (2023): Microbiome Therapy in Rosacea
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